DEUTSCH-GRIECHISCHE
Gesellschaft Saar e.V.


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Wissenswertes


Der Ostertermin in den Orthodoxen
und den übrigen christlichen Kirchen

Bei unseren Osterfesten in der Begegnungsstätte der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Saar wurden des öfteren die Fragen gestellt, aus welchem Grunde die Kirchen unterschiedliche Termine für Ostern haben;
ob es eine Regelmäßigkeit (einen Osterzyklus) gibt;
warum manchmal gleichzeitig, manchmal eine, zwei, drei, vier oder gar, wie 2013 wieder, fünf 5 Wochen zwischen diesen Osterfesten liegen,
und warum das Orthodoxe Osterfest immer nach den anderen liegt.

Da ich bereits vor mehr als 10 Jahren über dieses Thema berichtet hatte und Beiträge in unserer Festschrift zum 25-jährigem Jubiläum sowie in unserer homepage erschienen sind, wurden dieselben Fragen an diesem Osterfest wieder an mich verwiesen.

Ich benutze erneut die Gelegenheit, eine einfache Antwort auf das schwierige Thema in unserer DGG-homepage zu geben:

Im Jahre 325 n. Chr. wurde auf dem Konzil von Nicäa festgelegt, wie der Termin für den Ostersonntag bestimmt wird:
Es ist der erste Sonntag nach dem zyklischen Vollmond, der der Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche folgt.

Einfach ausgedrückt: Der Sonntag nach dem Frühlingsvollmond.

Diese Regel gilt bis heute noch für alle christlichen Kirchen.

Nach dieser Regelung ist der Termin für das Osterfest also von zwei Faktoren, nämlich sowohl von dem Sonnen- als auch von dem Mondzyklus abhängig.

Wesentlich für die unterschiedlichen Termine von Ostern ist die Zugrundelegung verschiedener Kalender für deren Bestimmung.

Die Orthodoxen Kirchen legen den "Julianischen Kalender", die westlichen Kirchen dagegen den "Gregorianischen Kalender" zugrunde.

Der "Julianische Kalender" wurde von Julius Cäsar im Jahre 45 v. Chr., nachdem zuvor ein Mondkalender Anwendung fand, als Sonnenkalender eingeführt.

Bei diesem Kalender wurde schon damals berücksichtigt, dass ein Sonnenjahr knapp 6 Stunden länger ist als das kalendarische Jahr. Deshalb wurde, wie auch heute, alle 4 Jahre ein Schaltjahr eingeschoben.

Da das Sonnenjahr aber nur "knapp" 6 Stunden länger ist, hinkte es mit dieser Regelung bis ins 16. Jahrhundert um ca. 10 Tage dem kalendarischen Jahr hinterher.

Oder anders ausgedrückt: der Kalender eilte der tatsächlichen Jahreszeit um 10 Tage voraus.

Der "Gregorianische Kalender" wurde im Jahre 1582 von Papst Gregor XIII mit einer verbesserten Schaltregel, die den Mangel des Julianischen Kalenders ausgleichen sollte eingeführt.

Diese besagt, dass volle Jahrhunderte nur dann Schaltjahre sind, wenn sie durch 400 teilbar sind (1600, 2000, 2400 usw.). Bei den vollen Jahrhunderten dazwischen (1700, 1800, 1900 usw.) wird auf das Schaltjahr verzichtet.

Auf diese Art und Weise läuft das Sonnenjahr ziemlich genau mit dem Kalenderjahr synchron.

Gregor XIII. bestimmte weiterhin, dass auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 (julianisch) direkt Freitag, der 15. Oktober 1582 (gregorianisch) zu folgen hatte, womit 10 Tage übersprungen wurden (unter Beibehaltung der Wochentagfolge).

Das heißt, der Vorlauf des Kalenders (julianisch), bzw. das Nachhinken des Sonnenjahres wurden damit ausgeglichen. Die zeitliche Differenz zwischen beiden Kalendern (wichtig für die Berechnung des Orthodoxen Osterfestes) hat sich bis heute auf 13 Tage erhöht.

Wenn lediglich diese beiden Kalender Ursache für die Differenz zwischen den Daten von Ostern wären, hätten wir jedes Jahr denselben zeitlichen Abstand.

Es ist aber nicht so, denn das Datum ist, wie bereits erwähnt, auch vom Mondzyklus abhängig, der den Termin des Vollmondes bestimmt.

Der "Julianische Kalender" ging von 19 Mondjahren mit 235 Mondmonaten aus, die 19 Sonnenjahren mit (den nicht genauen - s. o.-) 365 ¼ Tagen pro Jahr gleichgesetzt wurden.

Auch die Mondmonate waren nicht ganz genau, sie waren minimal länger festgelegt, als die tatsächliche Umlaufzeit;
sie hinkten also dieser hinterher.

Der "Gregorianische Kalender" hat diese Ungenauigkeit in der Mondumlaufzeit ausgeglichen, indem diesem 3 Tage der Umlaufzeit hinzugefügt wurden.

Bis zum heutigen Tag ist noch ein weiterer hinzugekommen, so dass nun zwischen dem julianischem- und dem gregorianischem Mond eine zeitliche Differenz von 4 Tagen besteht.

Bei Kenntnis dieser beiden Tatsachen kann der Termin des Orthodoxen Osterfestes berechnet werden, wenn bekannt ist, an welchem Tag der erste Vollmond nach Frühlingsanfang ist.
Das kann man jedem Kalender entnehmen.

In folgender Tabelle habe ich dargestellt, wie mit dieser Kenntnis die Ostertage für die Jahre 2008 bis 2011 ermittelt werden.

  Gregorianischer Kalender Julianischer Kalender
Beispiel 2011    
Frühlingsanfang Montag,21. März +13 Tage: Sonntag, 03. April
Vollmond Montag, 18. April +4 Tage: Freitag, 22. April
Ostersonntag Sonntag, 24. April Sonntag, 24. April
     
Beispiel 2010    
Frühlingsanfang Samstag, 20. März +13 Tage: Freitag, 02. April
Vollmond Dienstag, 30. März +4 Tage: Samstag, 03.April
Ostersonntag Sonntag, 04. April Sonntag, 04. April
     
Beispiel 2009    
Frühlingsanfang Freitag, 20. März +13 Tage: Donnerstag, 02. April
Vollmond Donnerstag, 09. April +4 Tage: Montag, 13. April
Ostersonntag Sonntag, 12. April Sonntag, 19. April
     
Beispiel 2008    
Frühlingsanfang Freitag, 21. März +13 Tage: Donnerstag, 03. April
Vollmond Freitag, 21. März +4 Tage: Dienstag, 25. März *
Vollmond Sonntag,20. April +4 Tage: Donnerstag, 24. April **
Ostersonntag Sonntag, 23. März Sonntag, 27. April



* da der "julianische Vollmond" im März vor dem "julianischen Frühlingsanfang" liegt, ist
** der "julianische Vollmond" im April maßgebend für die Berechnung des Orthodoxen Ostersonntages.


Anhand dieser 4 Jahre können wir erkennen, dass sowohl die Gleichzeitigkeit, als auch ein Zeitunterschied von einer Woche und sogar 5 Wochen möglich sind.

Man kann die Ostertage aber auch mit der "Gaußschen Osterformel" (um 1800) berechnen, das sollten wir uns aber diesmal ersparen.


Ich hoffe, mit diesem Beitrag etwas zur Aufklärung dieser Fragen beigetragen zu haben.

Mai 2013
Ingolf Graßmann







Ein Abend über und mit RETSINA!

Bezeichnung

Der "griechischste" aller Weine und der im Ausland bekannteste Wein ist der "Retsina", eine geharzte Weinspezialität, die keine großen Ansprüche stellt und wunderbar zu jeder Jahreszeit passt.
Als Retsina wird ein harzhaltiger trockener Weißwein bezeichnet, in dessen Most schon vor Beginn der Gärung eine bestimmte Menge Pinienharz zugefügt wird.
Das beste Harz wird von der Pinienart "Pinus halepensis" gewonnen.

Das Pinienharz heißt auf Griechisch RITINI bzw. im Volksmund RETSINA und ist weiblichen Geschlechts.
Harzhaltige Weine werden in Griechenland allgemein RETSINA genannt.
Dieser Wein wird ausschließlich in Griechenland hergestellt, seine Produktion in einem anderen Land ist gemäß der EU-Richtlinie 1493 / 1999 nicht erlaubt.
Gleichzeitig wird der Retsina von der Europäischen Union zu den "Qualitätsweinen bestimmter Anbaugebiete" gerechnet, die nach traditionellen Methoden eines bestimmten Gebietes oder Landes hergestellt werden.

Geschichte

Harzhaltiger Wein wurde schon in der Antike durch den Zusatz von Pinienharz oder Pinienzapfen im Wein hergestellt, um einerseits den Wein zu konservieren, und anderseits ihn zu aromatisieren.
Chemische Analysen an organischen Resten bei Kochgeschirr auf Kreta und dem griechischen Festland ergaben, dass die Minoer Reben anbauten, Trauben kelterten und Wein mit Retsina angereichert bereits seit 1700 v.Chr. herstellten.
Die Minoer benutzten den Retsina auch beim Kochen.
Außerdem wurde bei den Analysen auch geräucherte Eiche zum aromatisieren des Weines entdeckt.

Der griech. Philosoph und Schriftsteller Plutarch erwähnte bereits den Retsina (2.276 B), ebenfalls Dioskurides, griech. Arzt und Pharmakologe des 1. Jhd. n. Chr. aus Kilikien (5.34 und 5.6.5).
Der Metropolit von Athen, Michael Akominatos, stellte fest, dass im 12. Jhd. n. Chr. der geharzte Wein der einzige war, der in Athen getrunken worden ist.
Der Retsina wurde schon in der archaischen Zeit in ganz Griechenland von Mazedonien über die Kykladeninseln bis nach Kreta hergestellt und breitete sich bis nach Süditalien aus.
Der Retsina wurde von den Römern und Kelten übernommen; schließlich beschränkte er sich auf Griechenland, insbesondere auf Attika.

Das Harz blieb im Weinfass bis das Fass weinleer war oder bis der Wein die gewünschte Geschmacksintensität erreicht hat und der Weinschlamm entfernt wurde.
Im Laufe der Jahre wurde die Harzmenge reduziert, wahrscheinlich weil sich die Qualität der Weinherstellung verbesserte.
Ende des 18. Jhd. wurden Weine mit 7,5% Harzgehalt hergestellt, während Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die 60-ziger Jahre des 20. Jhd. die meisten hergestellten Retsinasorten etwa 5% Harzgehalt aufwiesen.
In den 60-ziger Jahren des 20. Jhd. erschien erstmalig im Handel der Retsina in Flaschen mit reduziertem Harzgehalt (1% -2%).
Der Ruf des Retsina hat sich gegen Ende des 19.Jhd. durchgesetzt und die Kneipen / Tavernen in Athen waren der Bestimmungsort der Wagenkolonnen, die Fässer voll Most oder Wein transportierten.
In Athen als Handels- und Kulturzentrum sowie Kommunikations- und Verkehrsknotenpunkt hat sich die Mode, Retsina zu trinken, schnell verbreitet.
Nach dem 2. Weltkrieg, als Touristen anfingen, Athen und die griechischen Inseln als Ziel zu entdecken, ist die Beliebtheit des Retsina weiter gestiegen.
Hersteller wie Kourtakis und Kambas haben durch Einführung des Retsina in Flaschen und den Transport ihrer Produkte zu den touristischen Orten ihren Umsatz gesteigert.

Jedoch haben die Geschmackswandlung der Konsumenten, der erhöhte Sachverstand der einheimischen Weinliebhaber und die Entwicklung des Retsina, der nicht immer aus den qualitativ besten Weinen hergestellt wurde, den Siegeszug des Retsina gehemmt.
Heute ist die durchschnittliche Qualität des Produktes höher als sie je früher war und der Umsatz ist wieder gestiegen, ohne jedoch das Niveau der 60-ziger Jahre des 20. Jhd. zu erreichen.

Die griechische Weinproduktion entwickelte sich nun entscheidend in Richtung Qualitätswein.
Manche Weinproduktionsstätten sind in der Lage, mit den Weltbesten zu konkurrieren.
Der Mittelpunkt der Weinherstellung in Griechenland ist in den letzten 30 Jahren vorbei an Mittelgriechenland (Attika, Böotien, Euböa) gewandert.
Schuld daran tragen zum Teil die Weinhersteller in Mittelgriechenland, die positive Entwicklungen in anderen griechischen Gebieten ignoriert und als Zufallsereignis abgetan haben.
Sie haben wenig Anstrengungen zur Imageaufwertung Ihrer Weinprodukte unternommen.
Im Gegensatz dazu haben erfolgreiche Önologen, z.B. in Drama und Kavala in Nordgriechenland, mit gutem Marketing den Ruf und das Erscheinungsbild Ihrer Weingebiete erheblich verbessert und aufgewertet.

Herstellung

Der Retsina hat also seine Heimat hauptsächlich in Attika, wo er aus den Rebensorten "Savatiano" und "Roditis" hergestellt wird.
Eine andere Retsina-Sorte ist der "Kokkineli", ein rosé harzhaltiger Wein, der außerdem Reben "Kondoura" oder "Mantilaria" enthält.
Der sehr seltene rote Retsina wird aus den Mantilaria-Reben gewonnen.
Die Rebe "Savatiano" ist die Königin in Mittelgriechenland:
In Attika werden zur Weinherstellung zu 90% Savatiano-Reben, in Böotien zu 50% und in Euböa zu 80% angebaut.

Als ein Reblausbefall zwischen den zwei Weltkriegen ausgebrochen war, wurde erkannt, dass eine Rebe verwendet werden musste, die impffähig, widerstandsfähig gegen Hitze und Trockenheit und außerdem ergiebig bezüglich der Traubenproduktion ist.
Aus diesem Grund fiel die Wahl auf die Savatiano-Rebe.
Der Retsina ist ein trockener Weißwein mit einer hellgelben Farbe, er hat ein feines charakteristisches Aroma und einen leicht bitteren Geschmack.
Er muss in kurzer Zeit getrunken werden, denn er kann unter Erhalt seiner Eigenschaften nicht länger als 12 Monate nach
Abschluss der Gärung konserviert werden.
Diese Einschränkungen betrafen den geharzten Wein, dessen Gärung in Holzfässern und nicht in den modernen Herstellungsanlagen von heute stattgefunden hat.

Eine Haupteigenschaft des Retsina-Weines aus Attika war, dass er leicht aufschäumte.
Dies lag am Kohlendioxid, das bei der Gärung entsteht und im Holzfass erhalten bleibt, da es vor dem vollständigen Abschluss der Gärung, wenn der Zuckergehalt 2,5 - 3,0 Gramm pro Liter erreicht hat, versiegelt wird.
Das Pinienharz wird gleichzeitig mit dem Most im Fass und vor Beginn der Gärung eingesetzt.
Das Harz schwimmt zunächst an der Oberfläche, nach Beginn der Gärung und der Entstehung des Alkohols löst es sich nach und nach auf.
Die Gärung dauert 30 - 40 Tage, dann klart sich der Wein automatisch auf und das restliche Harz versinkt im Weinschlamm.
Dies ist ein empirischer Hinweis für den Abschluss der Gärung.
Heute unterliegt der Retsina rechtlichen Bestimmungen: So darf der Harzgehalt 0,15 bis 1% des Endprodukts haben, der Säuregehalt muss mind. 4,5 gr / l und der Alkoholgehalt zwischen 10, 0 - 13,5% betragen.

Anbaugebiete

Die wichtigsten Erzeugungsgebiete für den Retsina sind Attika, Euböa und Böotien, alle im südlichen Mittelgriechenland, in der Nähe von Athen.
Die Ebene von Mesogeia war ein bedeutendes Weingebiet.
Der neue Flughafen von Athen "Elefterios Venizelos", der dort in den 90-zigern Jahren gebaut wurde, hat negativen Einfluss auf die Entwicklung dieses Weingebietes gehabt.
Denn, Voraussetzung zur Errichtung und Betrieb des Flughafens war der Bau einer neuen Nationalstraße, genannt Attiki Odos", die das Gebiet Mesogeia mit den verschiedenen Gegenden von Athen verbinden sollte.
Diese Autobahn wurde realisiert und bewirkte, dass viele Weingebiete in Mesogeia nur 40 Autominuten vom Athener Zentrum entfernt lagen.
Im Zuge dieser Maßnahmen sind viele Weinberge enteignet worden, um ausreichende Grundstücksflächen für den Flughafen und seine Zufahrten zu schaffen.
Hinzu kam, dass viele Handelshäuser und Supermärkte die Nähe zum Flughafen als Standortvorteil entdeckten und sich dort ansiedelten.
Die neuerrichtete Metro und die Regionalbahn haben den Flughafen in unglaubliche Nähe zu Athen gebracht.
Deswegen sind viele Grundeigentümer von Mesogeia, die in Athen wohnten, auf die Idee gekommen, ihren ständigen Wohnsitz dorthin zu verlegen.
Der Immobilienmarkt florierte, aber die Weinberge gerieten in ihren Entwicklungsmöglichkeiten stark unter Druck.

Griechische Retsina-Weinbetriebe

Es gibt mehrere Firmen, die Retsina herstellen (Jortassi, Michalis Georgiadis, Tsantalis).
Die wichtigsten sind jedoch zwei: Die Hellenika Kellaria und Malamatina.

Hellenika Kellaria
In Mesogeia in Attika ist die Firma "Hellenika Kellaria", auf Deutsch "Griechische Weinkeller", angesiedelt, der neue Name der Kourtaki-Weine.
Die Familie Kourtaki ist eine der bedeutendsten Weinherstellerdynastien in Griechenland.
Basile Kourtakis, einer der ersten Griechen, die Önologie studiert hatten, gründete die Firma Kourtaki im Jahr 1895.
In den ersten Betriebsjahren konzentrierte sich der Betrieb auf die Herstellung von Retsina.
Es wurde in Marketing, aber auch in Techniken für den Anbau der Weinberge und die Produktion des Weines investiert.
Damals wurde der Retsina zum größten Teil als offener Wein verkauft und in viele Gegenden Griechenlands verschickt.
Sein Sohn, Dimitris Kourtakis, hatte Önologie (Weinkunde) in Dijon studiert.
Er hat erstmalig den Retsina in ½ Liter - Flaschen mit Metallkronkorken vertrieben.
Der Umsatz stieg in den 60-ziger Jahren enorm.
In den 70-zigern Jahren haben die Verkaufserfolge ihren Höhepunkt erreicht, als Kourtaki 60 Mio. Flaschen Retsina verkaufen konnte.
Der Sohn von Dimitris, Basile Kourtakis, hat nach umfangreichem Studium in Burgund beschlossen, dass die Kourtaki-Weine über den Retsina hinaus entwickelt werden sollten und hat deswegen eine Produktionsstätte in Chalkis, in Euböa, eingerichtet, wo der Wein APELIA kreirt wurde.
Erfolg hatte Kourtakis auch mit dem Erwerb des Weinbetriebs Kalliga aus Kefalonia.
Heute ist sein Betrieb mit der Hälfte von 3,2 Mio Kartons, die ins Ausland exportiert werden, beteiligt.

E. Malamatinas & Son (= der Goldene)
Im Jahre 1895 gründete Konstantinos Malamatina in Alexandroupoli seine erste Kellerei.
Damals ahnte Malamatina nicht, dass er einen Retsina kreieren würde, der nach über 100 Jahren Existenz immer mehr Freunde gewinnt.
Die Flaschenetikette und seine Gläser sind mit einem Schlüsseljungen dekoriert.
Die verwertete Rebsorte ist Roditis.
Malamatina ist einer der größten Weinproduzenten in Griechenland und vielleicht der wirtschaftlich erfolgreichste.
Sein Erfolg basiert auf nur einem Produkt, dem Retsina Malamatina, ein sehr gut verträgliches Exemplar von Retsina, mit einem leicht harzigem Geschmack, das in ½ l Flaschen und seit kurzem noch in ¼ l Flaschen mit Metallkronkorken angeboten wird.
Der Betrieb handelt seit 1895 mit Wein, aber die letzten 2 Jahrzehnte waren für seinen Erfolg entscheidend.
Der Betrieb unterhält drei Produktionsstätten in Euböa und Böotien.

Trinkgewohnheiten

Der Retsina wird kalt (12 -14 Grad) serviert und wird in der Regel unverdünnt aus kleinen Gläsern getrunken, die häufig mit einer Linie verziert sind, damit man das Glas nicht übermäßig füllt; das gilt als unästhetisch.
Man trinkt den Retsina aber auch gemischt mit Wasser, Sprudel und in den letzten Jahren sogar mit Cola, Eis oder sorbeartigem Eisschnee.
Ähnlich wie beim Ouzo trinken die Griechen den Retsina begleitet von Mezé, kleine Snaks.


Saarbrücken, den 8. Juni 2011

Euthymia Graßmann-Gratsia
Vorsitzende Deutsch-Griechische Gesellschaft Saar e.V.

Literatur:
Griechische Weine (in Griechisch) von Konstantinos Lazarakis, 2006, Herausgeber: Psychalou, ISBN: 960-8455-32-4
Wikpedia Enzyklopädie - Retsina
Homepage Retsina Malamatina
OINOTEXNIKH, griechisches Buch über die Herstellung von Retsina, Seiten 116-119, weitere Daten leider unbekannt.



ALLES ÜBER OUZO


GESCHICHTE

Die Geschichte des Ouzo beginnt mit der Geschichte der Destillation.
Es ist bekannt, dass die Menschen in der Antike wussten, wie man Wein herstellt. Sie kannten auch primitive Destillationsmethoden.

Die Destillation wurde Forschungsgegenstand bei den Alexandrinischen Gelehrten.
Arabische Alchimisten haben den Destillationsvorgang später zu einem wichtigen Kapitel der chemischen Wissenschaft entwickelt.

Es ist nicht bekannt, wann das Destillieren mit Hilfe eines kupfernen Apparates, eines Destillationskolbens (auf griechisch: ambyx)begonnen hat.
Der Destillationskolben ist eine Art Gefäß mit breiter Basis und schmalen Hals und weist direkt auf den Destillierkessel hin.
Das griechische Wort ambyx wurde ins Arabische als "abic" übernommen. Von dort aus wanderte das Wort in die Haupteuropäischen Sprachen.

Das Experimentieren mit der Alkoholherstellung, das mal aqua ardens (Wasser das brennt), mal aqua vitae (Wasser des Lebens) genannt wurde, hat Jahrhunderte lang die Menschen gereizt.
Am wahrscheinlichsten ist, dass die Destillation in der spätbyzantinischen Zeit begann, wie man aus den kunstvoll geschmiedeten Destillationskesseln aus Kupfer schließen kann. Sie wurden von Kupferschmieden in Armenien, am Schwarzen Meer, hergestellt.

Die Entwicklung der Kupferschmiedekunst und die Verbesserung der Destillierapparate trugen dazu bei, die Reste der Weinherstellung (Weintrester) in Kleinasien und im hellenischen Raum zunehmend zu verwerten.
Bis Mitte des 15. Jhd. waren Alexandria, Konstantinopel und Smyrna (Izmir) die wichtigsten Zentren der Destillierkunde gewesen.
Im Agion Oros (Athos) war sie jedoch viel früher bekannt.
Die freie Herstellung von Destillaten auf Athos hat die osmanische Regierung und das Ökumenische Patriarchat stark problematisiert.
Mehr als 20 Firmani (Verordnungen auf Türkisch) zur Eindämmung der Destillationslust sind nach 1590 in den Archiven der Heiligen Gemeinde auf Athos archiviert.

Obwohl der Weingenuss durch die muslimische Religion verboten war, stieg die Nachfrage. In Erscheinung treten in dieser Zeit die sog. RAKITZIDES, die Tsipouro oder Raki herstellten. Viele von ihnen erhielten sogar Privilegien vom Sultan und dürften die höheren türkischen sozialen Schichten mit Tsipouro versorgen.

Im freien griechischen Königsreich (ab 1830) verabschiedete der griechische Staat das erste Gesetz zur Versteuerung des Alkohols erst im Jahr 1863. Ab 1896 werden die ersten Genehmigungen zur Destillation von Weintrestern erteilt.
Im hellenischen Raum entsteht der OUZO als Fortentwicklung des Tsipouro, weswegen anfänglich als "wiederdestillierte" Raki genannt wird.


ETYMOLOGIE

Etymologisch steht noch nicht fest, woher das Wort OUZO stammt.

  • Eine volksetymologische Theorie besagt, dass es vom italienischen Halbsatz "uso" (=zur Benutzung, zum Gebrauch) ergänzt vom jeweiligen Bestimmungsort, z.B. di Marsiglia (= in Marseill) hergeleitet ist. Dieser Halbsatz wurde auf die Holzkisten aufgedruckt, in denen griechische (z.B. Ouzo) und andere Handelswaren verpackt wurden, die für den Export bestimmt waren.
  • Eine weitere Annahme lautet, Ouzo kommt vom türkischen Wort ÜZÜM, das "Bund Trauben" oder "Traubensaft" bedeutet.
  • Es besteht aber auch die Version, dass das Wort aus dem Altgriechischen Wort "OZO" (= riechen, duften, stinken) stammt, denn Ouzo riecht schon sehr aromatisch.
  • Das Wort Alkohol kommt aus dem arabischen al-kuh(u)l = Eine Substanz, die für die Färbung der Augen benutzt wurde. Lateinisch bedeutet das Wort: Eine Substanz die durch Destillation entsteht.



HERSTELLUNG

Ouzo wird aus 100% reinem Alkohol hergestellt. Verschiedene Kräuter und Gewürze, vor allem Anis werden in Alkohol eingelegt und anschließend destilliert.
Wichtig zu merken: Die Spirituosen Raki oder Tsipouro werden im Gegensatz zu Ouzo aus den Resten der Weinherstellung (Trester) gebrannt.

Bei der Destillation durchläuft das Destillat drei verschiedene Stadien:
Vorlauf (griechisch "KEFALI", der Kopf)
Nachlauf (griechisch "OURA", der Schwanz) und
Herzstück (griechisch "H KARDIA", das Herz). Für den Ouzo wird üblicherweise nur der genussfähige Brand, das Herzstück, verwendet. Das Herzstück mit 65 - 75% Alkoholgehalt wird dabei sensorisch vom Vorlauf und Nachlauf getrennt.

Je nach Anzahl dieser Prozeduren unterscheidet sich die Qualität des Ouzo. Hochwertiges Ouzo wird mehrmals gebrannt und oftmals über mehrere Jahre gelagert. Eine gute Qualität erreicht der Ouzo ab zwei Brennungen.

Das Herzstück wird dann zur Fertigstellung mit enthärtetem Wasser und Zuckersirup auf die Trinkstärke des Endprodukts (Alkoholgehalt) abgestimmt.
Die abgetrennten Vorläufe und Nachläufe werden nochmals aufbereitet und zur Herstellung von Billig-Ouzo weiterverarbeitet. Dieser Billig-Ouzo wird üblicherweise in 2-Liter- Flaschen abgefüllt.



Zum Ouzo gehört im Einzelnen:

ANIS

Eine bestimmende Rolle zur Herstellung des Ouzo spielt der Anis. Der Ursprung des Wortes Anis (lateinisch: Pimpinella anisum) geht auf ein Missverständnis zurück. Da Anis zu früheren Zeiten mit der Pflanze Dill verwechselt wurde, rührt der Ursprung des Wortes Anis aus der griechischen Bezeichnung für Dill, nämlich Anithon.
Wenn die Anis-Pflanze gereift ist, wird sie geerntet, in kleinen Sträußen zusammengebunden und im Schatten vorsichtig getrocknet, damit es seine grünliche Farbe behält. Es folgt die Trennung der Anis-Samen von den Ästen per Hand. Die Lagerung erfolgt in Stoffsäcken, die Lagerräume müssen absolut trocken sein.

ALKOHOL

Der Alkohol ist die Basis für die Herstellung des Ouzo. Es handelt sich um 100% reinen Äthyl-Alkohol aus Rosinen oder Melasse (= die dickflüssige Masse, die übrig bleibt, wenn der Zucker aus dem Zuckerrohr entfernt worden ist).

DESTILLATION

Der Alkohol wird in Destillationskesseln (Ambykes) gefüllt, dreimal destilliert unter Vermeidung von Temperaturschwankungen. Bei der ersten Destillation wird das sogenannte "Herz" gewonnen, es ist der mittlere Teil der Flüssigkeit, der eine zweite und eine dritte Destillierungsphase immer unter dauerhaften Kontrollen durchläuft.
Wichtig ist jedoch nicht nur die Anzahl der Destillationen sondern auch die Dauer. Hier gilt: je länger der Prozess der Destillation andauert, desto besser ist der Ouzo. Sehr guter Ouzo wird dabei sogar neun Stunden destilliert.

REIFUNG

Die dreifach destillierte Flüssigkeit wird in großen Zisternen aus Edelstahl gelagert, damit sie mit den Zusätzen gemäß Rezept verbunden wird und ein gleichmäßiges Gemisch entsteht.

WASSER

Bevor die destillierte und mit Zusätzen gemischte Flüssigkeit in Flaschen gefüllt wird, wird sie mit klarem Wasser gemischt, das über die richtigen Eigenschaften bezüglich Salz- und Metallgehalt verfügen muss.

BESONDERHEIT UND QUALITÄT DES OUZO

Die Eigenartigkeit des Ouzo wird der Beimischung der Mittelmeerkräuter zugeschrieben, die zur Aromatisierung des reinen Alkohols benutzt werden: Anis, Fenchel, Mastix, Koriander, Angelikawurzel, Zuckerrohrwurzel, Kresse u.a. Pflanzen und Kräuter. Die genaue Rezeptur ist bei allen Herstellern streng geheim. Sie wird als Familiengeheimnis gehütet.

GESCHÜTZTE HERKUNFTSBEZEICHNUNG

Die Bezeichnung OUZO wird durch die Europäische Spirituosenverordnung geschützt. Die Verordnung 1576/1989 vom 29. Mai 1989 der EU legt die Regeln für die Begriffsbestimmung, Bezeichnung und Aufmachung von Spirituosen genau fest, demnach auch was als Ouzo bezeichnet werden darf.
Im Übrigen der Ouzo "Aphrodite" der Firma Barbayanni aus Lesvos wurde für den Vorgang der geschützten Herkunftsbezeichnung bei der EU zugrundegelegt.
Demnach darf eine Spirituose mit Anis als Ouzo bezeichnet werden, wenn sie
  • ausschließlich in Griechenland (oder Zypern) produziert wird.
  • aus Mischung von Alkoholen gewonnen wird, die durch Destillation oder Durchnässe aromatisiert wurden mit Anissamen und ev. Fenchel, Mastix aus Mastixbäumen in Chios und anderen aromatischen Samen, Pflanzen und Früchten. Der Alkohol, der durch Destillation aromatisiert worden ist, muss mindestens 20% des Alkoholinhalts des Ouzo betragen.
Das Destillationsprodukt muss
  • gewonnen werden aus kupfernen Destillationskesseln, die nicht kontinuierlich in Betrieb sind und über ein Volumen bis höchstens 1000 Liter aufweisen.
  • einen Alkoholgehalt von 55% bis 80% vol. aufweisen
  • der Ouzo als Endprodukt muss farblos sein, der Zuckergehalt darf 50g/L nicht übersteigen und der Alkoholgehalt muss mindestens 37,5% betragen. In Deutschland erhält man importierten Ouzo mit 38 - 40%. Aufgrund der hohen Brandweinsteuer, die bei der Einfuhr nach Deutschland entrichtet werden müssen, weisen die importierten Ouzo-Sorten hier weniger Alkoholgehalt aus, als in Griechenland. Die Angebote in Supermärkten weisen einen Alkoholgehalt von höchstens 38% auf.

KODEX DES OUZO

  • Ouzo als Aperitif darf, anders als in Deutschland praktiziert wird, nicht gekühlt sein. Bei starker Kühlung bilden sich im Ouzo Krystalline.
  • In Griechenland wird Ouzo mit kaltem Wasser ohne Kohlensäure und / oder mit Eis serviert und wird vom Kunden nach Geschmack gemischt. Ouzo pur zu trinken, ist in Griechenland unüblich.
  • Ouzo wird von Mezedes (kleinen Vorspeisen wie Oktopus, Käse, Oliven, Sardellen, Tomaten- und Gurgenscheiben u.a.) begleitet. Ein Leckerbissen von jeder Sorte genügt. Es geht darum den Appetit anzuregen und nicht darum, satt zu werden.
  • Ouzo wird langsam geschlürft; man bestellt "einen Ouzo oder einen doppelten Ouzo, sketo (d.h. ohne Meze) oder mit Meze.
  • Üblich ist die Bestellung von "ena karafaki"; gemeint ist, die Bestellung einer kleinen Flasche Ouzo mit 200 ml Inhalt, die meistens mit einer anderen Person geteilt wird. Der Vorteil dieser Bestellung liegt darin, dass man bei der Bestellung nicht etwa eine anonyme Marke aus einer 2-Liter-Flasche eingeschenkt bekommt, sondern eine Handelsbekannte Marke erhält. Das Fläschchen muss am Tisch des Kunden geöffnet werden.
  • Beim Mischen mit Wasser bekommt der Ouzo eine milchige Farbe. Dies liegt an dem sogenannten "Louche-Effekt". "Louche" kommt aus dem französischen und bedeutet "undurchsichtig", "verdächtig" oder "anrüchig". Der Grund für diesen Louche-Effekt sind die ätherischen Öle aus den Anissamen und anderen Gewürzen, die sich zwar in Alkohol, jedoch nicht in Wasser lösen können. Je drüber der Ouzo bei einem bestimmten Mischungsverhältnis wird, desto mehr Anis ist enthalten.

OUZO-SORTEN

Es gibt über 30 Ouzo-Sorten, die in Griechenland produziert werden: Bekannte Produktionsorte sind Tyrnavo, Kalamata, Patras, Samos und Lesvos. Die besten werden auf der Insel Lesvos produziert.

Über das Anfangsdatum der Ouzo-Produktion in Griechenland gibt es Verwirrung. Der Grund dafür liegt darin, dass nicht alle Teile des heutigen Griechenlands zu gleicher Zeit von der türkischen Besatzung befreit worden sind. Als der erste Ouzo auf Lesvos im Jahr 1860 produziert wurde, war die Insel noch Teil des Türkischen Staates. Zu Griechenland gehört Lesvos erst seit 1912.

Der erste Betrieb, der Ouzo auf Lesvos und zwar im Ort Plomari produziert hat, ist das Haus Barbayannis.
Eustathios (der Grundfeste, der Unerschütterliche) Barbayannis kam 1860 mit vertieften Kenntnissen über das Destillieren aus Odessa in Russland und mit einem Destillationsgerät aus Konstantinopel nach Plomari auf der Insel Lesvos.
Nicht ohne Grund gilt das 7000 Einwohner zählende Plomari als Welthauptstadt des Ouzo.

Die geographische Lage der Insel Lesvos, das Meer und der fruchtbare Boden, ermöglichten den einheimischen Produzenten, einen Ouzo von besonderer Qualität herzustellen. Für seine Fabrikation wird das kristallklare Wasser des Flusses Sedountas verwendet, und der Anis aus dem benachbarten Lisvorni, das als der beste der Welt gilt.

Auf Lesvos gibt es mehrere Betriebe, die Ouzo herstellen. Insbesondere nach der Kleiasiatischen Katastrophe 1922 sind mehrere tausend griechische Flüchtlinge nach Lesvos, Samos und ganz Griechenland gekomment. Unter ihnen waren einige seit Generationen aktive Raki-Brenner, die dort ideale Voraussetzungen zur Schaffung einer neuen Existenz vorfanden.

Es werden folgende vier Sorten Ouzo Barbayanni produziert:

  • Ouzo Barbayanni BLAU: Es ist das klassische Ouzo aus dem Jahr 1860 mit 46% Vol.
  • Ouzo Barbayanni GRÜN: Es wird mit 42% Vol. produziert.
  • Ouzo Barbayanni APHRODITE: Es wird mit 48% angeboten und
  • Ouzo Barbayanni Efson: Ein traditioneller Aperitif mit 47% Vol.


  • Ein weiterer berühmter Ouzo-Produzent ist die Fa. Isidoros Arvanitis.
    Im Jahre 1894 kreierte Isidoros Arvanitis aus o.g. Zutaten und den duftenden Kräutern, die er auf der ganzen Welt zusammentrug, in einem kupfernen Destillierkolben den berühmten "Ouzo of Plomari", der bis heute nach diesem einzigartigen Rezept hergestellt wird.

    Weitere renommierte Marken sind SANS RIVAL, MINI, Ouzo 12 u.a.

    Ich schließe mit einem Zitat aus dem Artikel von Wolf Reiser in der Süddeutschen Zeitung vom 16.9.2010 mit der Überschrift: Das fremde Elixier:

    ZITAT

    "Ouzo ist Glaubenssache - oder besser gesagt eine Art Mythos. Er steht für den Triumph der griechischen Leichtigkeit über westliche Anpassung, er symbolisiert den Sieg des arkadischen Helden über die Langweile des Fließbanddaseins. Ouzo - das ist der ewige Sonntag, das ist Eros, Zorbas, Freiheit."


    Saarbrücken, den 7. April 2011

    Euthymia Graßmann-Gratsia
    Vorsitzende DGG Saar


    QUELLENNACHWEIS:
    Ouzopedia.de-Alles was Sie über Ouzo wissen möchten.
    • Ouzo - Wikipedia
    • Yia mas! Kleine Ouzo-Kunde - MARCO POLO
    • Homepage Ouzo Barbayanni
    • Buch: Apostagma Zois - Ouzo Barbayanni
    • Artikel "Das fremde Elixier" von Wolf Reiser, Süddeutsche Zeitung, 16.09.2010







    AUFSCHNEIDEN DER VASSILOPITA

    Τα γούρια και η ιστορία τους – Der Talisman und seine Geschichte

    Um das neue Jahr willkommen zu heißen, kaufen die Griechinnen und Griechen schon vor Silvester einen Talisman, der außer einem Glückssymbol auch die neue Jahreszahl trägt.

    Das Wort Talisman ist arabischer Herkunft (tilasm) und bedeutet „Zauberbild“.
    Es ist ein kleiner, zauberkräftiger und Glück bringender Gegenstand, der vornehmlich am Körper getragen wird.

    Dem Talisman schreiben seine Anhänger zwei Funktionen zu: er soll vor Unglück schützen oder das Glück anlocken!
    Die Anlockung des Glücks ist ein verständlicher Wunsch der Menschen in allen Zeiten gewesen. Sie benutzten etliche Methoden und tun es noch heute, um die Gunst des Glücks für sich zu gewinnen.

    Viele Menschen verwenden als Talisman ein Phylakto (es kommt vom Verb phylasso = ich schütze), dem die Menschen die Eigenschaften eines „Schutzengels“ zuschreiben. Als Phylakto verwenden die Menschen, insbesondere die Gläubigen, Weihgeschenke, kleine Ikonen und geweihte Kleinobjekte in der Hoffnung, dass die Heiligen sie vor Missglück schützen werden.
    Um das Unglück und das Böse abzuweisen, halten die Menschen bestimmte Bräuche ein, in dem sie zum Beispiel eine Wildzwiebel an die Haustür hängen oder in dem der Hausherr darauf achtet und dafür sorgt, ein gutes PODARIKO für sein Haus zu sichern.

    PODARIKO sagt der Brauch, macht der Gast, der als erster die Türschwelle eines Wohn- oder Geschäftshauses am 1. Tag des neuen Jahres, am 1. Januar, betritt (Podi bedeutet auf Griechisch der Fuß). Bevorzugt werden dabei Personen als erster Gast, die selbst vom Glück verwöhnt sind. Kinder sind als erster Gast in einem Haus willkommen, es dürfen aber keine Waisen sein!
    Es herrscht dabei die feste Überzeugung, dass ein Ereignis, das am 1. Januar stattfindet, sich im Laufe des Jahres wiederholt bzw. Auswirkungen auf das ganze Jahr haben wird. Deswegen sind die Menschen darauf bedacht, dass der Jahresbeginn gut, günstig und glücksverheißend verläuft.

    Aus diesem Grund frönt man zum Jahreswechsel dem Glücksspiel, ein Brauch, der in der Silvesternacht und am 1. Januar in Griechenland sehr lebendig ist. Das Glück für sich zu gewinnen, schon am 1. Tag des neuen Jahres, ist das Ziel mancher Bräuche wie z.B. ein Gouri, ein Amulett, meistens um den Hals zu hängen.

    Das Gouri ist ein Gegenstand, das mit dem Ziel hergestellt wird, das Glück anzulocken oder den glücklichen Ausgang einer Angelegenheit zu bewirken. Es ist aus Stein, Glas, Edelmetall oder anderen Materialien, wie Holz, Leder, Ton u.ä. Jedes Jahr findet ein regelrechter Wettbewerb unter den Juwelier-Designern statt. Es geht um die Herstellung des schönsten Gouri, eines Amuletts, das ein Glückssymbol (z.B. einen stilisierten Granatapfel) auf der einen Seite und die neue Jahreszahl auf der anderen Seite trägt.
    Unter diesem Vorzeichen, das Glück für sich gleich am Jahresbeginn zu gewinnen steht auch der Brauch mit dem Aufschneiden der Vassilopita. Dadurch wird das Glückskind des Jahres ermittelt. Es ist Der- oder Diejenige, dem oder der das Geldstück der Vassilopita zufällt.

    Mascus Cornelius Fronton, Lehrer und Pädagoge vom römischen Kaiser Markus Aurelius, beanstandete bei seinen Landsleuten: Wir haben tausend Tempel zu Ehren der Tyche (griechische Göttin des Glücks) errichtet, aber keinen zu Ehren der Logik!

    Auch die KALANDA, die griechischen Festtagslieder, bringen Glück. Deswegen werden wir die Kalanda zum Neujahr gemeinsam singen und anschließend die Vassilopita aufschneiden und verteilen.

    Damit wollen wir das Glück für das neue Jahr anlocken.

    ΧΡΟΝΙΑ ΠΟΛΛΑ, KAI ΕΥΤΥΧΙΣΜΕΝΟΣ Ο ΚΑΙΝΟΥΡΓΙΟΣ ΧΡΟΝΟΣ 2008! Alles Gute zum neuen Jahr 2008!

    Saarbrücken, den 6. Januar 2008

    Euthymia Graßmann-Gratsia

    Eure Vorsitzende





    Das deutsche Weihnachtsfest und sein Brauchtum

    DATUM, GESCHICHTE, ETYMOLOGIE

    Es ist umstritten, wie es zum Datum der Geburt Jesus Christi am 25. Dezember kam. Es wird vermutet, dass das Fest eine Reaktion der Kirche Roms auf die Einführung der Feier „Geburtsfest des unbesiegten Sonnengottes“ gewesen sei.

    Kaiser Aurelian hatte dieses Hohe Fest im Jahre 274 zu Ehren des syrischen Sonnengottes von Emesa eingeführt, weil er hoffte, dadurch sein Weltreich einen zu können.

    Die römische Kirche habe das Fest der Geburt der „Sonne der Gerechtigkeit“ des allein „unbesiegten Gottes“ Jesus Christus dagegengestellt, um so das heidnische Fest von innen her zu Überwinden.

    Unser Wort „Weihnacht“ ist etymologisch wohl die Zusammensetzung eines untergegangenen Adjektivs, das „heilig“ bedeutete, mit dem Substantiv „Nacht“. Die Sprachform „Weihnachten“ kommt aus dem mittelhochdeutsch „ze wihen nahten“, das bedeutet „in den heiligen Nächten“.

     

    DAS BRAUCHTUM DES WEIHNACHTFESTES

    Dem christlichen Brauchtum ist manches heidnische Erbe geblieben (und die Kirche hat gut daran getan, nicht alle Magie zu verteufeln), es konnte nicht anders sein. Denn das Christentum musste sich als Erbe der Antike und als Erbe allen Heidentums verstehen.

    Nicht jeder Christlicher Brauch hat jedoch heidnische Wurzeln. Mancher Brauch ist aus der (Lebens-) Erfahrung des einzelnen Menschen in der Gemeinschaft entstanden z.B. Geburts- und Totenbräuche.

    Das Brauchtum erfreut und tröstet und wenn es „hinterfragt“ wird, entdeckt man, dass es immer auf der Spur nach dem Sinn des Lebens und der Welt ist.

    Adventzeit

    Die Anfänge der Adventzeit gehen in das 5. Jh. zurück. Auf der Synode von Macon im Jahre 583 wurde ein dreimaliges wöchentliches Fasten verbindlich vorgeschrieben. Die Gläubigen sollten sich auf das Fest für die Menschwerdung Christi durch Buße, Enthaltsamkeit und Gebet vorbereiten.

    Advent kommt aus dem lateinischen Wort „adventus“ und bedeutet „Ankunft“.

    Weihnachtsspiele und Krippe

    Zur Veranschaulichung der Geburt Christi haben schon sehr früh volksnahe Geistliche szenische Darstellungen, einfache Spiele, in die Liturgie aufgenommen.

    Sie hatten pädagogische Bedeutung und dienten der anschaulichen Vermittlung des Glaubens. Pfarrer inszenierten die Verkündung der Engel, die Prozession der Hirten und die Anbetung des Kindes im Rahmen der Predigt.

    Bekannt ist das weihnachtliche Spiel, das in den Carmina Burana enthalten und das dem 12. / 13. Jh. zuzurechnen ist.

    Solche Spiele erfreuten sich schon immer großer Beliebtheit und sind bis heute beliebter Brauch insbesondere in Kindergärten und Schulen.

    Franz von Assisi stellte 1223 eine Krippe mit einem lebenden Ochsen und Esel auf. Krippen aufbauen wurde später zum Volksbrauch und waren Zeichen großer Frömmigkeit der Schnitzler und ihrer Familien. Für das heutige Deutschland ist eine Krippe 1601 für Altötting bezeugt, dann 1607 in München.

    Die Krippenfiguren, die zur Veranschaulichung und der Verlebendigung der Botschaft der Geburt Christi benötigt werden, sind:

    - Mitte und Inbegriff jeder Krippe ist das Kind auf seiner Lagerstätte.

    - Maria als „anbetende“ Mutter.

    - Die Hirten, stellen die Armen dar, denen sich Jesus als ersten offenbart.

    - Joseph in der Haltung des Anbetenden oder mit einer Tätigkeit im Dienste der Mutter und des Kindes.

    - Die Tiere Ochs und Esel, Der Ochs symbolisiert das Judentum, der Esel das  Heidentum.

    - Stall oder Höhle? Die Lagerstätte des Kindes (auf Griechisch „he Phatne“) wird in der darstellenden Kunst der Orthodoxen Kirche in die Höhle verlegt,  während in der Kunst des Westens eindeutig die Darstellung des Stalls überwiegt. (Das Höhlensymbol macht deutlich, dass dieses Kind zwar vom Gott kam, aber auch aus dem Uterus der Erde geboren wurde, dass die Erde das Kostbarste schenkte).

    - Die Magier / Die Heiligen drei Könige. Sie gehören zum Urbestand der Weihnachtsdarstellung. (Heute werden die  drei Magier am Tag der Epiphanie, am 6. Januar, den anderen Krippenfiguren beigesellt.

    - Der Stern von Bethlehem
    Um die Deutung eines solchen „Sternzeichens“ ist viel gerätselt worden.  Astronomen wie Kepler erklärten sich das Stern-Ereignis als eine dreimalige Konjuktion (d.h. Gleichschein) von Jupiter und Saturn im Sternzeichen der Fische, die alle 200 Jahre stattfindet. Die theologische Auslegung akzeptiert natürlich die astronomische nicht. (Sie weist daraufhin, dass hier die Messianität Jesu schon zu Beginn seines Lebens aufleuchten sollte.)

    Der Weihnachtsbaum

    Neben dem Aufstellen der Krippe ist das Schmücken des Weihnachts- oder Christbaums der bekannteste Brauch zu Weihnachten. Er ist relativ jung.

    Der früheste Beleg für einen „familiären“ Weihnachtsbaum findet sich 1605 in Straßburg. Am Weihnachtsabend wurde in Herrenhäusern ein Tannenbaum aufgerichtet, mit Äpfeln und Oblaten, später mit Kerzen geschmückt. Die Kerzen erinnern an jenes Licht, das von Gott her in die Welt kam.

    Weihnachtsbäume wurden ursprünglich am 1. Adventsonntag als Hinweis auf das kommende Fest, der Geburt Christi, angezündet. Später übernahm diese Funktion der Adventkranz. Der Weihnachtsbaum wird heute von der ganzen Familie am Heiligabend geschmückt.

    Adventskranz

    Erfinder des Adventkranzes ist der Hamburger Theologe Johann, Hinrich Wichern (1808-1881), der Gründer und Leiter eines Weisenhauses mit dem Namen „Raues Haus“ in Hamburg war. Weil die Kinder ihn ständig fragten, wann endlich Heiligabend sei, hatte er 1838/39 an jeden Tag des Advents eine Kerze entzündet und diese später auf ein altes Wagerad gestellt, so dass am Weihnachtsfest ein Lichterkranz aus 24 Kerzen den Saal erhellte.

    Erst seit 1860 wird der Adventkranz mit Tannengrün geschmückt. Die Zweige immergrüner Tannen symbolisieren die Hoffnung, dass nicht Dunkel und Tod, sondern Licht und Leben siegen werden.

    Am Heiligabend sollte der Adventskranz gleichzeitig mit dem Weihnachtsbaum brennen.

    Die Bescherung

    Der Brauch des Schenkens reicht in vorchristliche Zeit zurück: ins alte Rom mit der Feier der Saturnalien. An diesem Fest zu Ehren des Gottes Saturn war es üblich, Sklaven mit Geschenken zu belohnen.

    Biblisch leitet sich die Bescherung von den Gaben der drei Magier ab. Geschenke an Weihnachten gibt es erst seit dem 16. Jh.. Davor war es dem Nikolaus vorbehalten, den Kindern Gaben am Nikolaustag zu bringen.

    Die Geschenke erinnern auf einer geistlichen Ebene an jene Gabe, die Gott an Weihnachten den Menschen geschenkt hat: das Christuskind.

    Seit ca. 1800 liegen die verpackten Geschenke unter dem geschmückten Baum und werden erst am Heiligabend, wenn der Baum entzündet wird, ausgepackt.

    Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.

    Euthymia Graßmann-Gratsia
    Eure Vorsitzende

     

    Quellen: 1.Welt und Umwelt der Bibel, Heft 46, 4. Quartal 2007, Artikel: Alle Jahre wieder - Brauchtum und Symbole und 2. Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis von Herrmann Kirchhoff, Sonderausgabe 2004.





    Links



    Der antike Silberbergbau in Lavrion.
    Vortrag von Hannelore Laugwitz und Prof. Dr. Horst Schneider
    beim Monatstreffen der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Saar
    am 07.03.2019.

    Herr Klaus Schlagmann, stellvertretender Vorsitzender der DG-Saar eV., hat diesen Vortrag aufgenommen, bearbeitet und als Video-Beitrag über Youtube ins Internet gestellt.
    Die musikalische Einleitung und der Abschluss sind der CD "Rembetika Chromata" von Kostas Antoniadis entnommen.





    Herr Dipl.-Psychologe Klaus Schlagmann hat auch folgende Vorträge bei der
    Deutsch-Griechischen Gesellschaft Saar gehalten:






    Antigone des Sophokles 1,
    menschenverlassene, gottgefällige Heldin,
    eine Sophie Scholl der Antike






    Antigone des Sophokles 2,
    menschenverlassene, gottgefällige Heldin,
    eine Sophie Scholl der Antike









    Der Tod des Herakles ,
    Die Trachinierinnen des Sophokles









    Narzissmus, Zusammenfassung









    Gradiva 0





    Gradiva 1





    Gradiva 3











    Diese Vorträge (und andere Beiträge) liegen in PDF-Format vor unter:


    Ödipus und der Ödipuskomplex



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